Materie und Geist

Hier ist der Ort des Abstrakten und Versponnenen, an dem das Denken übermütig wird, seine Erdung verliert und Purzelbäume schlägt.

Re: Materie und Geist

Beitragvon nauplios » So 28. Apr 2024, 13:08

Daydream hat geschrieben:
ZB ist wohl bekannt, dass sich Männer von Frauen unterscheiden. Allerdings ist es nicht erlaubt, diese Unterschiede anzusprechen, da viele Personen nicht begreifen wollen, dass wir anders in den Fähigkeiten, aber gleich im Wert sind.

Einige unter uns meinen es sollen jetzt Migrantinnen unsere IT Fachkräfte werden, weil viele Migrantinnen wenig Geld haben und sowieso alle für alles gleich talentiert wären.

Anderes Beispiel In Vitro Fleisch wird aus den Selben Gründen abgelehnt, wie im Mittelalter die Kartoffeln.

Oder man darf keinen eigenen Musikgeschmack haben, wenn man einer bestimmten Gruppe zugehörig sein will. Vor allem in der Schule.


Ok, ich verstehe, was Du meinst. Dieser „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ läßt sich in den Medien beobachten. Er hat einen langen historischen Vorlauf, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts mit der opinion publique seinen Anfang nimmt und sich im deutschen Sprachgebrauch als „öffentliche Meinung“ etabliert. Im 18. Jahrhundert waren es Salons, Lesezirkel, Zeitschriften u.ä., die damit Einfluss auf das politische Geschehen nahmen und so die bürgerliche Gesellschaft begründeten. Heute sind daraus Massenmedien geworden, Verbände, soziale Medien im Internet, Foren ( ;) )und andere Sinn- und Weltbildproduzenten, die einen Konformitätsdruck ausüben, der weit ins Private hineinreicht.

Dazu wird in der Regel kein Gesetzeszwang eingesetzt, aber wer sich gegen die öffentliche Meinung stellt, sich dem Konformitätsdruck nicht beugt, muß mit moralischer Mißbilligung rechnen. Alexis de Tocqueville schrieb bereits 1835: Wer die Schranken der öffentlichen Meinung durchbricht, hat „kein Ketzergericht zu fürchten, aber er ist allen möglichen Verdrießlichkeiten ausgesetzt.“

Heute ist die öffentliche Meinung vielfach moralisch grundiert. Wer sich dagegen Verstöße erlaubt, muß mit „Verdrießlichkeiten“ rechnen, mit Gängelungen und Bevormundungen.- Hans Blumenberg hat seine Aufzeichnungen zur Moral in einer Mappe gesammelt, die in seinem Nachlass gefunden wurde. Ihr Titel: „Unerlaubte Fragmente“.
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Re: Materie und Geist

Beitragvon Daydream » Mo 29. Apr 2024, 18:07

Matthias hat geschrieben:
Daydream hat geschrieben:Einige unter uns meinen es sollen jetzt Migrantinnen unsere IT Fachkräfte werden, weil viele Migrantinnen wenig Geld haben und sowieso alle für alles gleich talentiert wären.

Anderes Beispiel In Vitro Fleisch wird aus den Selben Gründen abgelehnt, wie im Mittelalter die Kartoffeln.

Oder man darf keinen eigenen Musikgeschmack haben, wenn man einer bestimmten Gruppe zugehörig sein will. Vor allem in der Schule.

Das mit der Schule kann ein Problem sein für gewisse Schüler. Ist aber gar nicht so einfach das zu analysieren.

Sonst würde mich interessieren, was denn deine Meinungen sind zu diesen Themen?


Ich finde das mit dem Invitro Fleisch doch Recht amüsant.

Das mit dem Migrantinnen in IT halte ich für ein Produkt falscher Weltvortstellungen, das Fehler vergrößert, indem es sie wiederholt. :-)

Das mit dem Musikgeschmack, naja, das liegt eben einfach stark daran, dass Jugendliche nichts mehr lieben als Normen. Sie wollen ihre eigenen Regeln durchsetzen. Dabei übernimmt ca. Die eine Hälfte die öffentliche Vorgabe und die Andere das Prinzipielle Gegenteil, was auch wieder auf eine eindeutig normierte Situation hinausläuft.

Selbst so etwas wie die Musik wird innerhalb der Gruppen genormt.
So würde ich das sehen.
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