Matthias hat geschrieben:
Ich habe gerade gemerkt, dass es schwierig ist prinzipiell über gut und schlecht zu diskutieren. Das geht eigentlich nur, wenn man einen konkreten Fall anschaut.
AndreaH hat geschrieben:Ich würde das Ganze so sehen.
Dieses Einteilen in Gut und Schlecht basiert auf Beurteilung.
Hast du dir schon einmal überlegt, wie es wäre gar nicht zu urteilen?
Ich meine damit, einfach alles in Aktion und Reaktion welches eine Wirkung erzeugt zu betrachten.
Burkart hat geschrieben:Ich möchte zum Thema ergänzen, dass Dinge gleichzeitig gut, schlecht und neutral sein können, z.B. differenziert nach kurz- und langfristiger Bedeutung und auch Bedeutung "für wen".
Auch gibt es Dinge, die, logisch vernünftig durchdrungen, gar nicht unbedingt so gut/schlecht sein müssen, wie sie zuerst erscheinen oder auch wie die allgemeine Meinung sie uns verkaufen will oder auch nur ein Teil der Menschen. Aktuell denke ich z.B. an das Abtreibungsthema, wo das Argument "Mein Körper gehört mir" die Problematik sehr einseitig darstellt (halt unter Vernachässigung des ungeborenen Lebens insbesondere, vom Vater mal ganz abgesehen) und somit ein "Gut" bzw. "Schlecht" auf die entsprechende Seite ziehen will.
AndreaH hat geschrieben:Dieses Einteilen in Gut und Schlecht basiert auf Beurteilung.
nauplios hat geschrieben:Matthias hat geschrieben:
Ich habe gerade gemerkt, dass es schwierig ist prinzipiell über gut und schlecht zu diskutieren. Das geht eigentlich nur, wenn man einen konkreten Fall anschaut.
Was als gut gilt und was als schlecht unterliegt auch historischen Veränderungen. Kulturelle Voraussetzungen kommen hinzu. Der Neue Realismus bestreitet allerdings genau dies und spricht dann gern von Relativierungen. Für ihn gibt es das Gute und das Böse wie es Haare und Fußnägel gibt. Zu jeder Zeit und in jeder Kultur war immer schon objektiv klar, was gut und was böse war. Das Gute und das Böse sind danach real. Im Grunde ist das die Wiederkehr der Gnosis: hier die Lichtgestalten, dort der Teufel.
Burkart hat geschrieben:Ich möchte zum Thema ergänzen, dass Dinge gleichzeitig gut, schlecht und neutral sein können, z.B. differenziert nach kurz- und langfristiger Bedeutung und auch Bedeutung "für wen".
Matthias hat geschrieben:
Ob es Gut und Böse einfach gibt? Ist doch schon mehr menschengemacht oder nicht? Dass gut und böse in verschiedenen Kulturen verschieden sind, habe ich mir auch gedacht. Zum Beispiel gibt es auch Kulturen, wo Schwarz die positive Farbe ist und Weiss eher schlecht. Bei uns ist es meistens umgekehrt. Beim Trauern trägt man schwarz.
Dann wäre noch die Frage, ob es gut und böse in der Natur gibt (ohne den Menschen). Also von Natur aus. Da hätte ich gesagt, eher nicht. Oder es ist in der Natur irgendwie anders.
Burkart hat geschrieben:Gut und schlecht ist praktisch immer relativ bzw. auf Menschen bezogen nur auf punktuelle Eigenschaften von ihm.
Aber rhetorisch werden Gut und Schlecht gerne absolut eingesetzt, eines der menschlichen Übel... (z.B. Juden <-> Palästinenser/Moslems u.ä.)
Matthias hat geschrieben:Burkart hat geschrieben:Gut und schlecht ist praktisch immer relativ bzw. auf Menschen bezogen nur auf punktuelle Eigenschaften von ihm.
Aber rhetorisch werden Gut und Schlecht gerne absolut eingesetzt, eines der menschlichen Übel... (z.B. Juden <-> Palästinenser/Moslems u.ä.)
Was heisst praktisch relativ? Ich verstehe vor allem das Wort "relativ" nicht. Meinst du, auf etwas anderes bezogen?
Beim zweiten Satz meinst du es wahrscheinlich so. Beispiel: Juden sind schlecht, Palästinenser sind gut. Ich glaube aber, das ist anders. Die Juden finden gewisse Punkte bei den Palästinensern schlecht, nicht die Palästinenser als ganzes und die Palästinenser gewisse Punkte der Juden. Leider sind das solche Punkte, die ihnen sehr wichtig sind und deshalb ist dann der ganze Palästinenser schlecht, bzw. der ganze Jude.
Also der Teufel ist im Detail. Dort wird man sich nicht einig. Oder sagen wir, ich würde dich, Burkart, sympathisch finden. Aber dann entdecke ich eines Tages eine Eigenschaft von dir, die mir ganz und gar nicht passt. Nach und nach möchte ich gar nichts mehr mit dir zu tun haben, weil mir diese Eigenschaft sehr wichtig ist.
nauplios hat geschrieben:Diese Eindeutigkeit geht schlagartig verloren, wenn es beispielsweise um die Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine geht. Sind solche Waffenlieferungen moralisch geboten, sind sie „gut“? - Die deutsche Öffentlichkeit ist gespalten.
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